Sportseele

Sportseele

Transkript

Zurück zur Episode

SPK_1Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts Sportseele. Heute mit meinem Gast Professor Dr.SPK_1Ansgar Thiel. Er ist Sportwissenschaftler mit Schwerpunkt auf den sozial und gesundheitswissenschaftlichen Fragen zu Sport, Körper und Gesundheit und seit Mai.SPK_12024 auch Rektor der deutschen Sporthochschule in Köln. Herr Thiel, erstmal schön, dass sie da sind und sich auch vor allem die Zeit genommen haben, jetzt auch sogar in der bestimmt etwas stressigeren Anfangszeit des Wintersemesters.SPK_2Gerne.SPK_1Super. Bei mir ist es so, im Podcast, da darf sich der Gast immer ganz kurz vorstellen.SPK_1Sie haben jetzt im Prinzip noch mal ganz kurz die Möglichkeit, sich selbst bei den Zuhörern vorzustellen, wie sie zu dem gekommen sind, was wir heute machen und ja, gerne anhand auch von ein paar kleinen Lebensstationen.SPK_2Ja, es war ein geheher Zufall, dass ich Sportwissenschaft studiert habe. Ich habe Sportwissenschaft und Musik angefangen, aber das habe ich jetzt, war mir zu praktisch, zu viel üben und trainieren.SPK_2Ich habe dann, bin umgestiegen auf Sportwissenschaft, auf Diplom und habe dann parallel dazu angefangen, Psychologie auf Diplom zu studieren und habe dann aber die Psychologie, nachdem ich die Sportwissenschaft fertig hatte, in Richtung Alterspsychologie, also Psycho Gerontologie, noch ein Diplom gemacht. Und dann habe ich halt promoviert, habilitiert im Bereich der Soziologie, also in Bielefeld, das war damals das Mekka der Soziologie und wurde dann Professor irgendwann Chemnitz und kam dann nach Tübingen, habe da am Institut gearbeitet, gerade für Zufragen des Sozialen und der Gesundheit im Sport und durch Sport und wurde dann irgendwann Direktor und dann hauptamtlicher Dekan der Wirtschafts und sozialwissenschaftlichen Fakultät, bevor ich dann jetzt an der deutschen Sporthochschule Köln als Rektor angefangen habe.SPK_1Ja, das sind schon mal viele Titel und viel erlebt und da interessiert mich einfach auch, weil es ja ein Bereich ist, der mich eben auch sehr interessiert, weil ich studiere ja den master Sozialwissenschaften des Sports in Frankfurt. Wie kam es denn dazu, dass sie sich wirklich auf diese sozial und gesundheitswissenschaftlichen Aspekte des Sports spezialisiert haben?SPK_1Weil ich habe auch im Bachelor Sportwissenschaften studiert und für mich war es dann eher nicht so die Option, in den sportmedizinischen Bereich oder trainings oder bewegungswissenschaftlichen Bereich zu gehen. Wahrscheinlich auch, weil sie ja eben dann auch durch die Psychologie einfach noch mal einen anderen Blick bekommen haben und das einfach auch mit dem Sport kombiniert haben, oder?SPK_2Ja, also für mich war eigentlich das sportwissenschaftliche Studium, dass das mir am meisten gegeben hat und ich habe mich eigentlich für alle Felder der Sportwissenschaft interessiert. Also habe mich auch für die Sportmedizin interessiert, auch für die Biomechanik, auch für Bewegungswissenschaft, Sport, Psychologie.SPK_2Aber ich habe, als ich meinen Diplom gemacht habe, die Diplomarbeit geschrieben habe, habe ich über das Körperbild von älteren Männern geschrieben. Da gab es relativ wenig, also wenig Arbeiten, die sich damit auseinandergesetzt haben, wie nehmen eigentlich ältere Männer, dass ihr Bild vom eigenen Körper war, wie sehen die sich?SPK_2Welches Verhältnis haben die zu ihrem eigenen Körper? Da gab es ein paar Studien bei Frauen, es gab vor allem Studien bei jüngeren Menschen, wo das war ein Thema, das eigentlich aus der Psychologie kam und ich habe es eigentlich auch aus der Motivation gemacht, dann in der Psychologie so was ähnliches zu machen als Diplomarbeit.SPK_2Nach den Prüfungen wurde ich von meinem späteren Doktorvater und Habilitationsvater angesprochen, ob ich nicht bei ihm promovieren möchte. Das war im Grunde ein Zufall, was aber gut gepasst hat, denn er hat damals ja eigentlich hat er gefragt, ob ich sein Buch lesen würde und sein Buch hatte über 400 Seiten und ich hätte eine Woche Zeit, ÿousand in der Prüfung habe und dann war es aber so, dass ich die anderen abgehört habe über dieses Buch und ich fand das Buch sehr, sehr interessant und deshalb kannte ich es schon.SPK_2Das war dann irgendwie der Einstieg in diesen Bereich. Und wie gesagt, ich finde die Soziologie unheimlich interessant.SPK_2Ich fand zu der Zeit dann auch, dass die Soziologie über das hinausgeht, was die Psychologie jetzt erforscht hat. Die Psychologie fokussiert sich natürlich auf die Person.SPK_2In der Sozialpsychologie schaut man dann außen rum, wie beeinflusst Umwelt letztendlich das Denken und so weiter, das Handeln. Aber eigentlich hat mich noch mehr interessiert, also das breitere wie funktioniert Gesellschaft, wie funktionieren Sozialzusammenhänge?SPK_2Und da fand ich die Soziologie interessanter mit Blick auf die Theorien, die es da gibt. Und es gibt natürlich einen Unterschied, wenn ich z.B.SPK_2in den sozialen Konflikt anschaue aus der psychologischen Perspektive, dann fallen mir andere Dinge auf, als wenn es aus der soziologischen Perspektive anschaue. Und ich fand den Gedanken sehr interessant, dass soziale Ordnungen quasi überindividuell wirken, das heißt, dass die Ordnung erzeugen über den quasi über der individuellen Handlungsmotivation oder über der individuellen Handlungsvollition.SPK_2Und das fand ich außerordentlich interessant und dann habe ich mich da eigentlich auch gut aufgehoben gefühlt. Aber ich habe gleichzeitig immer zweitausendein, wahrscheinlich auch aufgrund des Hintergrunds in der alten Psychologie, weiterhin auch noch psychologische Themen bearbeitet.SPK_2Das heißt, obwohl ich dann irgendwann auch eine Professur für Sport Soziologie hatte oder primär den Fokus auf sozialwissenschaftliche und gesundheitswissenschaftlichen Fragen, habe ich diesen psychologischen Bereich immer noch mitbespielt und habe da auch eigentlich recht viel publiziert in diesem Bereich, obwohl ich in der Regel als Sportsoziologe wahrgenommen wurde. Und das finde ich das Tolle an der Sportwissenschaft.SPK_2Die Sportwissenschaft bietet uns die Möglichkeit, in Felder reinzugehen, was andere als in unterschiedlichste Felder reinzugehen, was in anderen Fächern gar nicht möglich ist. Also da ist die Perspektive viel enger und wir sehen wirklich von von der Biomechanik, die dann wirklich Physik ist oder Mathematik, bis zur Erziehungswissenschaft oder zur Sportphilosophie, die sich dann auch wiederum an den Mutterwissenschaften orientieren, eine extrem breite Palette von Fragestellungen, von methodologischen Zugängen, von Theorie, Konzepten und so weiter.SPK_2Und das finde ich Klasse. Also beispiellos kann ich bin immer noch ein Fan davon.SPK_1Ja, schön. Ja, kann ich, kann ich nur zustimmen.SPK_1Und das war z.B. jetzt auch im Rückblick auf meinen Bachelor in Mainz für Sport und Sportwissenschaften ganz schön, weil das eben so interdisziplinär war in Mainz.SPK_1Da wurden eben nicht alle Aspekte des Sports oder der Sportwissenschaft abgedeckt und man konnte sich dann im Bachelorstudium eben so eine Richtung aussuchen, die einem am besten gefällt, waren bei mir eben dann die Sozialwissenschaften. Ich weiß, es ist in Köln nicht so.SPK_1Ich habe mich auch umgeguckt in Köln, da ist es ja eher schon im Bachelor schon ein bisschen mehr spezialisiert. Deswegen auch wegen der Regionalität war das für mich ein Vorteil.SPK_1Für Mainz dann jetzt auch, aber im Rückblick eben, weil es so schön interdisziplinär war und deswegen ist es vielleicht, ich weiß es nicht, für den einen oder anderen trotz der renommierten Lage von Köln oder der deutschen Sporthochschule vielleicht sogar ein Aspekt, wenn wir jetzt darüber sprechen, gerade nicht vielleicht in den Bachelor nach Köln zu gehen. Ich weiß es nicht.SPK_1Also sie kennen sich ja jetzt damit aus, Ÿousand.SPK_2Ja, wir sprechen im Moment genau auch über dieses Problem, weil wie gesagt, ich selber bin sehr ein sehr großer Fan von einer Generalistenausbildung. In der Sportwissenschaft hat es eine sehr breiten Ausbildung.SPK_2Ich bin auch der Meinung, dass diese Sportpraxis wissenschaftlich fundiert weiterhin Platz im sportwissenschaftlichen Studium haben soll. Die absolut ist das häufig überhaupt nicht der Fall.SPK_2Aber was wir ja können, ist, wir gucken auf Sportpraxis in einer ganz anderen Art als beispielsweise Übungsleiterinnen und Übungsleiter machen, wenn wir Sportpraxis unterrichten. Wenn wir Sportpraxis anschauen, versuchen wir ja immer die sportwissenschaftlichen Subdisziplinen auf das Phänomen der Sportpraxis zu übertragen.SPK_2Das heißt, wir machen Bewegungsanalysen, wir schauen, was passiert mit ängstlichen Menschen, wir versuchen zu schauen, was ist die Motivation, eine bestimmte Bewegung zu machen? Dann schaltet Motivation auf Koalition um.SPK_2Was sind Entscheidungs Patterns, also Entscheidungsmuster, wie funktioniert Entscheidung unter Zeitdruck und so weiter. Das heißt, wir haben Die ganzen Perspektiven können wir auf die Praxis übertragen und auch das ist beispiellos.SPK_2Und international fand ich das immer schade, wenn ich mit Kolleginnen und Kollegen zu tun hatte, dass sie genau das nicht in die sportwissenschaftliche Ausbildung integriert haben, allerhöchstens jetzt in die Lehramtsausbildung, aber wir machen das ja sogar bei Sportmanagement oder bei Sportjournalismus, dass man das tatsächlich auch machen muss. Aber wir und deswegen verstehe ich auch Ihren Einwand, die Struktur in Köln auf der Ebene der Bachelorstudiengänge ist schon sehr, sehr stark verzweigt.SPK_2Dazu schon was ja eigentlich hier erwartet man ja unten in ihrem breiten Studiengang und weiter oben eine weitere Ausdifferenzierung. Das ist für viele Leute spannend, weil sie sagen okay, ich möchte Sportmanagement oder sowas machen, also möchte mich eigentlich von Anfang an spezialisieren, aber wir werden auch Ÿousand und da reden wir gerade ganz viel darüber, ein Studienangebot machen, das genau diese breite realisiert hat, dass wir das im klassischen sportwissenschaftlichen Studiengang halt auch wieder auf der Bachelorebene anbieten.SPK_2Das wäre dann für sie dann wiederum was passendes gewesen und kölner muss das auch machen, weil Köln ist halt schon ein Standort, der auch für die deutsche Sportwissenschaft extrem wichtig ist, einfach dass die größte Sportuniversität in Europa zu den weltweit führenden sportwissenschaftlichen Einrichtungen. Und dann denke ich, hat man auch fast schon die Verpflichtung, so eine Perspektive auch auf der Bachelor Ebene schon mit anzubieten.SPK_1Absolut, weil so zu meinem persönlichen Rückblick, ich bin jetzt 23 Jahre alt und mit 20 Jahren in Bachelorstudium reinzugehen, ist man ja von der Persönlichkeit auch vielleicht noch nicht so weiterentwickelt und man weiß genau, in welche Richtung man gehen möchte. Und bei mir war es mit 20, weil man noch mehr große Liebe zum Fußball hatte und ja, da einfach auch die Idee hatte, okay, Sportmanagement wäre was für mich, das wäre in Köln die Möglichkeit gewesen, eben Köln oder Mainz.SPK_1Ich habe mich dann für Mainz entschieden, was noch mal schön eben alles eben interdisziplinär mitzubekommen, weil ich jetzt nämlich noch mehr weiß, mir machen eher die sozialwissenschaftlichen Themen einfach mehr Spaß durch diese drei Jahre Bachelorstudium, um jetzt dann halt in die Richtung nach Frankfurt zu gehen, der einzige Sozialwissenschaften des Sportstudiengang auch im Dachbereich. In Mainz gab es das leider nicht in der Form, deswegen Frankfurt.SPK_1Und das war einfach schön für mich als Entwicklung noch mal diese drei Jahre Allgemeinbildung der Sportwissenschaft zu haben, um jetzt eben mich zu spezialisieren im sozialwissenschaftlichen Bereich. So als eine Stichprobe, die dazu Rückmeldung geben kann.SPK_1Und bevor wir jetzt aber noch mal zu ihnen kommen, ein kleines Spiel, einfach um noch mal das Eis zu brechen, wie man so schön sagt. Entweder oder.SPK_1Spiel macht man ja im Podcast immer ganz kurz. Gerne.SPK_1Persönliche Frage Krafttraining oder Ausdauersport? Macht es Vereinssport oder individuell?SPK_2Individuell.SPK_1Frühsport oder Abendtraining?SPK_2Frühsport.SPK_1Smartwatch für jede Aktivität oder gar nichts? Gar nichts.SPK_1Mit Musik trainieren oder ohne?SPK_2Je nachdem, ob ich mit meiner Frau zusammen Sport mache oder alleine? Alleine mit Musik, ansonsten sehr gut, das.SPK_1War es auch schon. Und ich hätte tatsächlich Kraftsport und Ausdauersport genauso beantwortet, weil da gehen wir auch noch mal drauf ein.SPK_1Beides ist eben für die Fitness allgemein super wichtig und da sprechen wir noch mal später drüber, wenn es um die sozialen und gesundheitswissenschaftlichen Aspekte geht. Kurzer Exkurs aber nochmal zur Sportsoziologie, was sie auch schon erwähnt haben.SPK_1Wir haben gestern im Seminar Sportsoziologie mit Professor Guguza ihren Text gelesen was ist Sportsoziologie? Ich kann sich noch ein bisschen daran erinnern.SPK_1Dazu eine Frage, wir haben dann mehrere Fragen besprochen, aber eine Frage, die mir dann noch mal hängengeblieben ist und die wir auch ein bisschen länger diskutiert diskutiert haben, ist wie lassen sich denn diese drei Grundfragen der Sportsoziologie, also erstens wie wirkt die Gesellschaft auf den Sport? Zweitens wie wirkt der Sport auf die Gesellschaft?SPK_1Und drittens, also welche spezifischen oder binnenspezifischen Strukturen und Handlungslogiken gibt es? Das sind die drei Grundfragen eben auf diese drei Ebenen Makro, Meso und Mikroebene zuordnen.SPK_2Ja, so auf der Makroebene ist natürlich Sport, wir haben also manche verwenden den Kulturbegriff, also wir sind in der sogenannten westlichen Arbeitsleistungsgesellschaft, ist natürlich der klassische Bezug zum Sport da, das heißt das Prinzip des sich gegenseitig überbietens, der Wettbewerb ist natürlich omnipräsent, auch als gesellschaftlich quasi überordnende Wertgröße. Dann, wenn man das jetzt runterbricht, dann ist natürlich jetzt heute wäre jetzt auf der Ebene der Person die Frage, wie weit wirkt der Sport tatsächlich noch in seiner ursprünglichen Form als Wettkampfsport auf letztendlich Leistungsmotivation von Einzelnen.SPK_2Dann könnte man umgekehrt z.B. sagen, wenn man sagt okay, zweitausendein, diese Diskussion gab es ja jetzt bei der Fußball Europameisterschaft, dass Fußballer gesagt haben, die heutige quasi Generation Z ist nicht mehr so leistungsbereit.SPK_2Dann, wenn das so wäre, wobei ich der Meinung bin und ich habe da relativ viel in den letzten Jahren dazu geforscht, dass man das differenzierter sehen muss. Wenn das so wäre, dann müsste man, könnte man ja die Frage stellen, wie wird Gesellschaft auf den Sport, dass sie genau im Sport eben das dann erzeugt, dass letztendlich diese Leistungserbringung nicht mehr so relevant ist.SPK_2Das heißt beispielsweise, dass wir YouTuber haben wie Mr. Beast oder so, die dann Dinge machen, die so einfach aussehen, was sie praktisch nicht sind, aber einfach aussehen, wie z.B.SPK_2der Farbe an der Wand beim Trocknen zuzuschauen oder mal hintereinander PewDiePie zu sagen und denkt natürlich jeder, der verdient im Jahr $100 Millionen damit, das kann ich auch und deswegen, ich brauche mich nicht mehr so quälen, wie ich das beispielsweise sonst im Turnverledigung so machen muss, wo ich dann so viele langweilige Dinge machen muss. Das war jetzt umgekehrt, wie wirkt Gesellschaft auf den Sport, dass letztendlich auf der Mikroebene, dass Menschen, die hier handeln, aufgrund ihrer, sagen wir mal, persönlichen Interpretation gesellschaftlicher Werte vielleicht nicht mehr so handeln, wie es der Sport dann bräuchte und der Sport sich dann auch entsprechend umändert und so weiter.SPK_2Das heißt, ich kann letztendlich alle diese Fragen, wenn ich jetzt Fragen aus der Praxis des Sport nehme, auf unterschiedliche Abstraktionsebenen oder auf unterschiedliche Levels der Gesellschaft dann übertragen. Ja, genau.SPK_2Und das war so die Idee.SPK_1Ja, genau, weil man hat beim ersten Lesen war so die Idee, okay, man kann das irgendwie nur, also eine Grundfrage, nur eine Ebene zuordnen, aber beim zweiten Lesen war das eben, dass man wirklich alle Grundfragen auf alle Ebenen einordnen kann. Und da sieht die Frage dann halt.SPK_2Jedes Mal anders aus. Und das ist ja das Schöne an der Soziologie.SPK_2Die Soziologie beschäftigt sich eben nicht nur mit Makroso, also mit makrosoziologischen Fragen, wie Gesellschaft funktioniert, wie es sich verändert, sondern eben auch ÿousand mit Fragen auf der Mikrostruktur, wenn es z.B. um Rollen geht oder so.SPK_2Also ändert sich letztendlich meine Rolle als Athletin oder als Athlet in einer Welt, die eigentlich gar nicht mehr so geschlechtsmässig binär differenziert ist, sondern deutlich differenzierter ist auf der Ebene der Genderkonstruktion, gleichzeitig aber im Sport von mir erwartet wird, mich binär zuzuordnen. Ja, und umgekehrt auf der Organisationsebene würde die gleiche Frage sich dann vielleicht da umdrehen, können sich Organisationen das auf Dauer leisten, letztendlich an starren binären Konstruktionen festzuhalten, mit dem Argument letztendlich der Fairness, weil möglicherweise Kommunikation in der Gesellschaft über Gender Rollen eben nicht mehr zwingend binär ist und damit die Fairness dann auch nicht gegenüber diesen Menschen, die es eben nicht binär sehen, gegeben wäre.SPK_2Also das sind alles Fragen, die man dann untersuchen könnte und sehen dann auf den unterschiedlichen Ebenen unterschiedlich aus.SPK_1Das war noch mal gut nachzufragen und zu wissen, weil am Anfang gab es da ein bisschen Verwirrung, aber ich glaube, man kommt immer noch mal mehr rein, wenn man sich mehr mit diesen Themen beschäftigt, weil wie gesagt, im Bachelor war es bei mir eher Ÿousand allgemein. Und wenn man sich jetzt noch mal ein bisschen spezifischer mit beschäftigt, dann dauert es immer ein bisschen, aber ich habe auch da die Motivation, dass es da noch mal tiefer reingeht in das Thema und da freue ich mich auch, das zu machen.SPK_1Aber eine Frage kam mir persönlich noch auf, und das ist ein bisschen allgemeiner jetzt in Bezug zum Sportbegriff, und zwar warum wird denn im deutschsprachigen Raum immer noch dieser weite Sportbegriff verwendet? Also nicht wie im Englischen auch zwischen Aktivität Sport, also eben Wettkampf und Leistungssteigerung und auch den Übungen unterschieden?SPK_2Also weicht sich im Deutschen schon ein bisschen auf, also durch die Medikalisierung von Bewegung, dass körperliche Aktivität dann im Gegenstand wird der medizinischen Forschung, insbesondere vom Hintergrund des Risikofaktorenmodells, also da ein Instrument Prävention, versuchen Mediziner ja quasi ihrem Handlungsbereich unterzuordnen das Thema und dann werden Schritte verschrieben oder irgend sowas, oder genau, 150 Minuten pro Woche oder so moderate körperliche Aktivität dreimal die Woche, das ist dann wie eine Tablette, die man einwirft. Da wird dann natürlich der Begriff des Sports gar nicht verwendet, sondern gerade in dieser Diskussion passiert es einem sogar häufig, wenn man den Sportbegriff verwendet, dass der dann klassisch enger gefasst wird, also als Wettkampfsport, wo dann gesagt wird, ja, da spielen ja gesundheitsbezogene Fragen überhaupt keine Rolle.SPK_2Dennoch, dass es in der Gesamtgesellschaft so ist, dass Sport so breit verstanden wird, bis hin, dass man Herzsport sagt, also für den Kunde eine Rehabilitation nach einem kardiovaskulären Ereignis. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir wieder Sport in Deutschland organisiert ist.SPK_2Also Sport in Deutschland ist er so organisiert, dass er letztendlich jede Art der Bewegung umschließt in den Sportorganisationen, weil die früher doch keine anderen Organisationen angeboten wurden. Im achtzehnte Jahrhundert bei den Philanthropen, die haben natürlich Sport, Bewegung, körperliche Aktivität in die Erziehung mit integriert und das war natürlich ab seitdem es Schulsport gibt, war das auch immer der Fall.SPK_2Damals hieß es aber dann noch Leibesübungen oder Leibeserziehung. Irgendwann aber wurde dieser gesamte Bereich überformt durch eine große Sportbewegung, die letztendlich dann auch außerschulisch dafür gesorgt hat, dass Anlagen, die man dazu braucht, bereitstehen, dass Kurse angeboten werden, haben das Übungsleitersystem organisiert und damit ist der immer größer geworden, dieser Bereich des organisierten Sports und hat dann quasi diese Verspottlichung der körperlichen Betätigung zweitausendein, also in Bezug auf die Verwendung des Begriffs, dann auch nachhaltig stabilisiert und ich glaube, das ist der große Unterschied und das ist tatsächlich verwirrend für viele Leute aus Amerika, die zu uns kommen und wir reden dann über Sport und sprechen dann, sagen z.B.SPK_2ja, meine Mutter geht heute Abend zum Sport, sie macht dann Gymnastik gegen ihre Rückenschmerzen.SPK_1Ja, spannend. Das war auch noch mal ganz gut, diesen Unterschied da noch mal zu sehen.SPK_1Und da sieht man auch, dass es überall auf der Welt eben Sport anders definiert wird und individuell von jedem Menschen sogar individualisiert wird und individuell definiert wird und zu sehen, okay, jeder Mensch hat eine andere Perspektive auf den Sport. Und deswegen ist es ja in der Sportwissenschaft immer noch so schwer, Sport überhaupt in der klaren Definition setzen zu können.SPK_2Ja, aber ich meine, hier sind es natürlich unterschieden von sogenannten Nominaldefinitionen und Realdefinitionen. Das heißt, dass man empirisch natürlich fragen könnte, was verstehen Menschen unter Sport?SPK_2Und dann nehmen wir alles rein, was von Menschen unter Sport verstanden wird und sagen, all das gehört zum Sport, weil Nominaldefinition hat man beispielsweise eine Definition des deutschen olympischen Sportbunds, die dann Sport ganz explizit definieren für die Mitgliedsorganisation, die dann dabei sind. Wobei das dann, sieht man ja dann bei Schach oder so, auch schwierig wird.SPK_2Wobei das ist dann zu erklären, dass Schach ein Gründungsverband war und Dachsport.SPK_1Genau, esport, das sind alles so Grenzbereiche.SPK_2Genau.SPK_1Thema gesellschaftlicher Wandel, wo sie sich auch mit beschäftigen primär und eben diese Auswirkungen auf Sport, Körper und Gesundheit, habe ich mir jetzt auch ein paar Fragen runtergeschrieben, einfach um auch allgemein das Thema noch mal ein bisschen reinzufragen und zu beantworten und zu überlegen, okay, was bedeutet denn Gesundheit heutzutage überhaupt? Was bedeutet Sport im allgemeinen Kontext, gesellschaftlichen Kontext überhaupt?SPK_1Und wie würden sie denn da diesen aktuellen gesellschaftlichen Wandel beschreiben und welche Faktoren halten sie denn da für diese einflussreichsten auch für eben Sport und Gesundheit? Ÿousand.SPK_2Ich glaube die einflussreichsten im Moment sind Individualisierung und Digitalisierung der Gesellschaft. Das heißt Individualisierung seitdem, das kann man eigentlich über die letzten fast 60 Jahre beobachten, dass sich Erziehungsformen, auch Erziehungsparadigmen verändert haben.SPK_2Das heißt, es wurde immer mehr versucht, um quasi das Beste im Menschen herauszubilden und allen Menschen die Chance auf eine optimale Erziehung zu geben und optimale Bildung zu geben, versucht Erziehung immer mehr zu individualisieren, als auf die Bedürfnisse, Bedarfe von Einzelpersonen auszurichten. Das heißt, und das ist insofern nachvollziehbar, wenn was jetzt z.B.SPK_2ulrich Beck mit Fahrstuhleffekt beschrieben hat, dass letztendlich in den ER Jahren sich Prozesse entwickelt haben, die es eben auch nicht mehr, die Gesellschaft nicht mehr so und die zu Veränderungen geführt haben, dass Gesellschaft eben nicht mehr nach klassisch nach Klassen unterschieden waren, die relativ oder schichten, die relativ undurchlässig waren. Das heißt, ich komme jetzt Sohn eines Landwirts auf die Welt und war zwingend auch Landwirt, sondern dass letztendlich Maßnahmen im Bereich der Bildung auch dazu geführt haben, dass soziale Barrieren durchlässiger werden und deshalb natürlich dann das funktionierte darüber, dass man mehr auf das Individuum fokussiert hat und das und im Grunde kann man über die letzten 50 Jahre so eine Pädagogisierungsdynamik beobachten.SPK_2Das heißt, immer mehr Bereiche des Lebens wurden immer mehr pädagogisiert. Das heißt z.B.SPK_2das Spiel auf der Straße ist zunehmend verschwunden. Spiel hat sich eigentlich von einem freien Spiel, das rein zeitvertreibs oder so hin entwickelt zu einem pädagogischen Medium.SPK_2Das heißt, das Spiel eigentlich dazu eingesetzt wird, um letztendlich bestimmte Erziehungsziele oder Bildungsziele zu erreichen. Gleichzeitig ist natürlich diese stärkere Fokussierung auf das einzelne Kind hat dazu geführt, dass man risikostarker absichert.SPK_2Das heißt, man lässt Kinder nicht mehr einfach so raus auf den Baum klettern oder über die Straße laufen, weil man Angst hat, es könnte ihnen was passieren. Und dieses Risiko soll reduziert werden, was natürlich dann wiederum dazu führt, dass die Eltern als sogenannte Helikoptereltern immer mehr dann über den einzelnen Kindern schweben, was ebenso wieder dazu beiträgt, dass das Spiel auf der Straße verschwindet.SPK_2Gleichzeitig werden letztendlich Erziehungs und Bildungsareale immer mehr verinselt. Wir sehen den Prozess auch schon seit den er Jahren, dass letztendlich die Teile der Lebenswelten von Kindern nicht mehr direkt miteinander verbunden sind zweitausendein, sondern es gibt die Insel, Sportverein, Musikunterricht, Schule.SPK_2Und dieses Abkapseln dieser einzelnen Inseln voneinander führt dazu, dass die Abhängigkeit von Eltern, die einen quasi von meinem Bereich zum anderen bringt, immer größer wird. Das heißt, auch hier steigt die Abhängigkeit von Erwachsenen.SPK_2Und dadurch, dass es immer weniger Kinder gibt im Vergleich zu den Erwachsenen, ist natürlich dann auch die Aufmerksamkeit der Eltern oder Erwachsenen oft das Kind noch stärker als das ist der Individualisierungsaspekt auf der anderen Seite Digitalisierungsaspekt. Also wir erleben natürlich, dass unsere Gesellschaft zunehmend, dass viele Prozesse digitalisiert werden.SPK_2Und eine ganz große Rolle spielt dann natürlich letztendlich spielen mobile Medien. Und wir haben eine iPhone gibt es genau seit 2000 siebte, zweitausendein und seither hat sich eine wahnsinnige Dynamik entwickelt.SPK_2Das heißt, heute ist ein großer Prozentsatz der Zeit, der in der Kommunikationszeit von Heranwachsenden läuft, eben nicht mehr über eine face to face Kommunikation, sonst sind digitale Medien zwischengeschaltet, also mobile soziale, mobile Medien inzwischen, wie das Handy oder wir sprechen jetzt über Zoom und dann diese Kommunikations, sagen wir mal Settings, die sind natürlich anders als die normale face to face Kommunikation. Wir sehen nicht alles, wir sehen z.B.SPK_2nur schlecht Körpersprache, wir können uns nicht die Hand geben, wir können jetzt nicht irgendwie rumlaufen, sondern wir sind dann an den Bereich gebunden zweitausendein. Wenn wir es nur über über Audio machen, dann sehen wir gar nichts.SPK_2Das ist wie früher das Telefon. Dazu kommt, dass letztendlich wir dann auch Nachrichten beispielsweise bei WhatsApp drauf sprechen und wir hören sie an, wann wir wollen und wir geben Antwort, wann wir wollen.SPK_2Also anders als bei der face to face Kommunikation, wo wir immer unmittelbar reagieren müssen, ansonsten ist es unhöflich und die Kommunikation geht nicht weiter, müssen können wir da individuell unsere Zeit strukturieren. Und das heißt, hier wirken dann Individualisierung und Digitalisierung miteinander zusammen.SPK_2Und das, diese Veränderungen sind gar nicht so stark sichtbar, außer dass man jetzt nicht mehr Kinder auf der Straße spielen sieht, aber sind nicht so sichtbar, sondern sie laufen im Grunde unter einer Oberfläche, aber sie haben eine massive gesellschaftliche, massiven gesellschaftlichen Effekt.SPK_1Sie sind von außen nicht sichtbar, sondern sie wirken sich vor allem auf die Identität der Menschen, glaube ich, einfach aus. Auf das Leben.SPK_2Genau. Aber auch was die Formen der Kommunikation, die Form des Zusammenseins.SPK_2Wir haben plötzlich eine zweite Ebene, virtuelle Ebene, die genauso Realität ist wie die sogenannte analoge Ebene oder so, also die reale Ebene, die Welt eins, in der wir uns berühren können, direkt sehen aber gleich. Und die Welt ist aber für uns genauso wichtig und für manche spielt sie sogar noch eine größere Rolle als die Welt dahin.SPK_1Ja. Also würden sie dazu sagen, dass das Nonverbale unwichtiger wird in Zukunft oder einfach weniger betrachtet wird?SPK_2Nein, es wird halt anders, als wenn wir digitale Kommunikation oder Kommunikation über Smartphones, beispielsweise iPhone 10, dann nutzen wir natürlich Emojis oder so oder wir nutzen Abkürzungen oder so. Das heißt, das ist nicht zwingend immer nonverbal, aber es ist eine.SPK_2Es ist schon die verbale Kommunikation steht im Vordergrund. Es gibt Dinge, die im Grunde Zeichen sind, die wir dann dazu nutzen oder so, oder Abkürzungen, die wir dazu nutzen, aber wir.SPK_2Die nonverbale Kommunikation ist zumindest reduziert. Das heißt, wenn wir eben nicht mehr für ein Gespräch über WhatsApp, für eine Unterhaltung über WhatsApp brauchen wir keine Körpersprache.SPK_2Auch über Zoom sehen wir nur den, wenn es geht, vielleicht den Oberkörper, wenn überhaupt. Wir sehen vielleicht jemand ein bisschen rumfuchteln, aber nicht viel mehr.SPK_2Wie die sitzen, wir sehen nicht, was die alles anhaben. Zweitausendein und so weiter.SPK_2Also viele Dinge, wie man sich nach außen präsentiert, die haben zumindest für das Setting an Wichtigkeit verloren.SPK_1Ja, absolut.SPK_2Andere Dinge relevant.SPK_1Ja, weil ich kenne es ja aus eigener persönlicher Perspektive eben mit gehörlosen Eltern, dass vor allem bei Gehörlosen diese Mimik und Gestik vor allem super wichtig ist in der Kommunikation. Und das ist halt mein individueller Blick auf die Welt, sage ich mal, meine mein soziologisches Umfeld, wie ich aufgewachsen bin.SPK_1So ist halt meine Perspektive. Und wenn wir jetzt aber wir sprechen ja von der allgemeinen Gesellschaft, von der Veränderung und da kann man, da sieht man halt okay, individuelle Perspektiven können anders sein als im Prinzip das, was allgemein vielleicht auch in welche Richtung das auch geht.SPK_1Also für mich ist eben Mimik und Gestik viel, viel wichtiger, vielleicht auch als das Verbale für jemand anderen, der mit nicht gehörlosen Eltern aufgewachsen ist, was für.SPK_2Die gehörlosen Community verändert, weil eben auch mehr als früher dann gerade über iPhones und so weiter läuft.SPK_1Ja, das ging auch. Also du hast jetzt auf Facetime z.b.SPK_1wenn wir jetzt von iPhones sprechen, war ein super Tool, um eben auch nicht den Anruf notätigen zu können, was ja dann nicht geht, sondern auch sich zu sehen. Und das war ein super Tool auf jeden Fall, dass durch die Digitalisierung einen Vorteil geboten hat.SPK_1Aber es gibt auch super viele Nachteile, die durch die Digitalisierung entstanden sind. Dieser Einfluss von Social Media, was ich auch oft spreche.SPK_1Wir sind ja jetzt hier beim Sport Seele Podcast und da geht es halt eben auch um die seelische oder körperliche oder mentale Gesundheit im insgesamt. Und da wirkt sich eben Social Media in vielen Studien auch belegt sehr schlecht auf die mentale Gesundheit Ÿousand aus.SPK_1Eben dieser Dopamin, diese Dopaminabhängigkeit durch das Scrollen immer nur auf verschiedenen sozialen Netzwerken und es wirkt sich dann letztendlich nicht nur auf die Psyche, sondern auf die körperliche Gesundheit auch aus. Und deswegen ist es mir einfach so wichtig, immer mitzugeben, wieder mehr auf den Körper zu hören, wieder mehr rauszugehen und in meinem Kontext auch einfach wieder mehr Verbindung zur Natur zu haben, weil das für mich ein super wichtiger Punkt ist, um auch wirklich mehr sich in der Persönlichkeit spüren zu können und einfach rauszugehen, sich zu bewegen und nicht unbedingt Sport machen zu müssen mit einem Leistungsaspekt, nicht mehr schneller, höher weiterzugehen und zu schauen, ich will immer mehr, ich will die schnellere Bestzeit beim Marathon.SPK_1Nein, einfach rauszugehen, sich zu bewegen und wieder sich mehr zu spüren. Und zweitausendein ja diesen diesen Trend der Dopaminabhängigkeit entgegenzuwirken.SPK_1Das ist einfach so ein wichtiger Aspekt, den ich auch teilen möchte und der mir super wichtig ist.SPK_2Ja, ich meine da Sport ist natürlich, da Karl Bette einiges dazu geschrieben, den werden sie wahrscheinlich auch lesen. Das ist ja eine dieser klassischen Leistungen von von Sport und Bewegung.SPK_2Das heißt, dass es Menschen nach ermöglicht, letztendlich sowas wieder wie einen Bezug zum eigenen Körper zu finden und den auch zu leben. Und das ist natürlich jetzt heute, ein paar Jahrzehnte nachdem Carl bitte das zum ersten Mal geschrieben hat, wichtiger denn je, denn denn unsere ja, unsere Gesellschaft ist in vielen Kontexten noch körperloser als sie jemals zuvor war.SPK_1Ja eben durch das Social Media, weil man nur noch im eigenen Raum sitzt, nur noch Ÿousand nur noch die Perspektive zum eigenen Handy hat und nicht mehr eben auf in der Straßenbahn sieht man es jeden Tag. Du sitzt halt nur am Handy.SPK_2Oder es ist mit statischen Bildern. Die Geschwindigkeit ist natürlich viel, viel schneller geworden.SPK_2Das ist auch für Menschen, die jetzt schon älter sind, die das sehr bemängeln, vielleicht auch eins der Punkte, der am meisten stört, die Schnelligkeit, dass man vielleicht bei der Schnelligkeit gar nicht mehr mitkommt, denn mittlerweile benutzen meine Mama, die 89 ist, benutzt Handys. Also ist nicht mehr eine Sache, die alleine Heranwachsende machen.SPK_2Die sogenannten Babyboomer, die häufig verwechselt werden mit den amerikanischen Babyboomern, als die amerikanischen Boy Beboomer sind älter als die deutschen Babyboomer. Da gab es früher diesen Babyboom und die deutschen Babyboomer sind die, die mit Hausmusik aufgewachsen sind, mit Hip Hop und so ist es.SPK_2Die haben natürlich dann auch alles gemacht. Dementsprechend haben die kein Problem sich an die Handys anzupassen.SPK_2Aber trotzdem gibt es noch einen gewissen Unterschied zu der Generation, die jetzt unter 20 ist, weil die kannte nie ein Leben ohne.SPK_1Das ist es.SPK_2Und die ist auch viel mehr gewohnt hat so wahrscheinlich auch schon. Und da gibt es wahrscheinlich auch eine biopsychosoziale Dynamik, dass sie viel mehr es schaffen, dann unterschiedliche Dinge zur gleichen Zeit zu machen, viel schneller zu scrollen, viel mehr Informationen zur gleichen Zeit aufzunehmen, die dann halt zwangsläufig nicht so tief gehen, wie beispielsweise wenn sie jetzt sich lange Zeit lassen, um ein Buch zu lesen.SPK_2Ist natürlich anders, als wenn es irgendwelche TikTok Videos oder auf Instagram Sachen dann schnell nicht ändern.SPK_1Ich merke das selbst. Ich merke das selbst auch in meiner Wahrnehmung.SPK_1Ich bin ja 23 und habe noch diese Zeit ohne Handy in der Jugend erlebt. Auch wie sie gesagt haben, mit draußen einfach mal irgendwie auf dem Bolzplatz kicken.SPK_1Das hatte ich noch. Und ich merke aber auch den Wandel eben genau zu diesem Handy hier, was ich gerade hier reinhalte, dass man viel mehr die Abhängigkeit ÿousand einfach, auch wenn ich bewusst bin, dass es so ist, die Wahrnehmung habe, aber trotzdem es einfach so ist, dass man sich trotzdem mal erwischt.SPK_1Auch ist es eine halbe h vorbei. Ich bin jetzt hier am Handy einfach nur am scrollen gewesen, hatte aber eigentlich vorgehabt, ein Buch zu lesen.SPK_1Und während des Buchlesens. Klassischer Roman z.B.SPK_1erwischt man sich okay, ich spüre da irgendwie eine Ungeduld, wie sie auch geschrieben haben.SPK_2Weil es zu langsam.SPK_1Weil es zu langsam ist, genau. Und.SPK_2Guckt, die ja schon individualisiert ist, weil ich nicht flex an und ausschalten kann. Ich bin nicht mehr an die Strukturen des Fernsehprogramms.SPK_2Ja, ich unterliege nicht mehr diesen Zwängen, sondern ich kann selber an und ausschalten, ich kann Pause machen und so weiter. Und trotzdem machen viele Leute nebenher gucken sie dann noch ins Handy.SPK_2Das heißt, sie nehmen zwei Dinge auf einmal auf. Und das ist natürlich schon eine massive Veränderung von gesellschaftlicher Kommunikation, die sich eben auch auswirkt auf den Sport und auf die Bewegung.SPK_2Zu meinen, dass Bewegen natürlich dann als Kompensationsmittel noch. Und Sport.SPK_2Sport und Bewegen als Kompensationsmittel noch viel wichtiger werden denn je. Also viel wichtiger.SPK_2Das unterschätzt die Politik gerade wahnsinnig, dass wir eigentlich viel mehr Sport und Bewegen brauchen, und zwar in Schulen. Wir brauchen sie in der Stadtmitte, wir brauchen sie für ältere Ÿousand.SPK_2Denn wir haben überall diese Probleme. Wir haben eine demografische Alterung, das heißt, wir müssen darauf schauen, dass die sogenannten Älteren so lange wie möglich gesund bleiben, ansonsten können wir uns das überhaupt nicht leisten.SPK_2Wir haben eben diese Digitalisierung von jugendlichen Lebenswelten, die dazu führen, dass es automatisch weniger Bewegung im Alltag gibt. Wir haben das Verschwinden des Spiels auf der Straße, dass ich darauf angewiesen bin als Kind, dass meine Eltern Playdates ausmachen oder so, was eine deutlich größere Barriere hat, als wenn ich einfach nur rausgehe und so weiter und so fort.SPK_2Das heißt, es gibt Riesengründe, weshalb eigentlich unsere Berufe, also der Beruf des Sportwissenschaftlers, der Sportwissenschaftlerin wichtiger ist denn je. Denn wir müssen im Grunde eine Gegenwelt dazu schaffen, weil wir als Menschen immer noch, wenn wir gesund bleiben wollen und auch nicht nur biologisch, sondern auch psychisch und sozial gesund bleiben wollen, müssen wir uns mit anderen treffen, wir müssen andere berühren, wir müssen uns bewegen, wir müssen letztendlich auch uns anstrengen und so weiter.SPK_2Und all diese Dinge, die werden nicht mehr ganz normal gegeben, weil viele Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens eben dann körperlos im engeren Sinne funktionieren.SPK_1Und genau das, was sie gesagt haben oder gerade schön zusammengefasst haben, ist hoffentlich auch eine Sache, die ich hier mit dem Podcast schaffe, eben genau so eine Sensibilisierung und Offenheit genau für sowas zu schaffen, für dieses Thema, das ist einfach wieder viel wichtiger ist in Bewegung zu kommen, mehr in Bewegung zu leben. Das heißt ja eben nicht nur okay, ich bewege mich draußen natürlich, sondern auch in Bewegung zu kommen im Sinne von weg von dem Einfluss von Social Media etc.SPK_1Und wieder mehr in Richtung zur Natur zu kommen, wie es in meinem Sinne oder Verständnis sehr gut ist. Aber das wieder mehr zu schaffen, ja.SPK_2Kann man auch übertragen auf soziale Integration. Also wenn sie sagen, wie bringen wir Menschen zusammen, das ist ja heute auch ein wichtiges Thema, wenn wir beispielsweise die Diskussion über Menschen mit Fluchthintergrund, die sei immer sehr stark fokussiert auf wie auf entweder auf Kriminalität oder ökonomische Belastungen, lauter solche Dinge.SPK_2Das heißt, es geht bei dieser Diskussion überhaupt gar nicht drum, wie bringen wir Menschen in soziale Netzwerke, in funktionierendes soziale Netzwerke? Das müsste eigentlich eine entscheidende Frage sein.SPK_2Also wie schaffen wir es, Menschen in Gesellschaft in funktionierende soziale Netzwerke einzubinden, damit sie die gleichen Chancen haben wie alle anderen, damit sie aber auch beispielsweise Freunde gewinnen, nicht nur in ihrem eigenen Milieu, sondern auch in Milieus der Aufnahmegesellschaft und letztendlich dann weg finden, beispielsweise Zweitausendein zu einem Musikverein oder zu einem Sportverein. Und das sind diese Settings, gerade Sport und das zeigt auch Fußball.SPK_2Fußball ist wahnsinnig sozial integrativ, obwohl es ein leistungsbezogener Bereich ist, obwohl natürlich dann die, die besser Fußball spielen können, eigentlich bessere Karten haben. Aber man kann Fußball so organisieren, dass Leute einfach zusammenspielen, oder Volleyball oder solche Sachen, dass Leute zusammenspielen, dass es Spaß macht.SPK_2Und über dieses zusammenspielen, über das Bilden von Mannschaften kann man also Teams, kann man Zugehörigkeit erzeugen, kann man Identifikation mit der Gruppe erzeugen. Und das sind im Grunde die entscheidenden Bedingungen für eine soziale Integration, insbesondere von Menschen, die jetzt fremd sind in einem bestimmten Land und dann natürlich dazu automatisch tendieren, dass sie sich hier dann mit Leuten aus ihrer eigenen, aus ihrem eigenen Milieu dann zusammentun, weil das sind Leute, mit denen können sie sich besser unterhalten, die haben vielleicht einen ähnlichen Background.SPK_2Aber genau das ist für eine Gesellschaft ja problematisch, wenn es dann zu einer starken Segregation von einzelnen Gruppen kommt. Und diese Gruppen zu integrieren, dazu brauchen wir Sachen wie Sport.SPK_2Und auch hier wäre jetzt ein großes Argument, auch im Grunde in Appellen, die Politik fördert viel mehr sportliche Angebote zur sozialen Intelligenz, zweitausendein Integration, auch zur Integration von Diversität, weil Sport ermöglicht es ja letztendlich, wenn man zusammen Sport treibt und es funktioniert das gemeinsame Sport treiben, ist es einem eigentlich egal, woher Menschen kommen. Man braucht nicht mal die Sprache richtig gut können, aber es ist letztendlich ein Ansporn, die Sprache zu lernen, dass ich über dieses sportliche Miteinander hinaus dann auch sonst in Kontakt mit Menschen komme.SPK_2Zweitausendein und genau dieses Potenzial von Sport und Bewegung wird absolut unterschätzt, immer noch. Wenn es nicht so unterschätzt wurde, würde man viel mehr darin investieren in Schulen.SPK_2Man würde Schulen zu bewegten Schulen machen, man würde neben dem, man würde Pausenhöfe bewegt gestalten, man wurde neben dem Sportunterricht als einem Bildungsfach, wurde man Sportgelegenheiten schaffen, die man jeden Tag hat und so weiter und so fort. Und das ist leider nicht der Fall.SPK_1Ja, oder auch Vereine, da sieht man die Bedeutung von Vereinen einfach auch im Breitensport vor allem, nicht nur im Leistungssport. Man sieht in den Vereinen heutzutage, dass alles immer nur auf Leistung getrimmt ist und es muss das Spiel gewonnen werden und es muss ein Sieg erlangt werden.SPK_1Ich habe 18 Jahre lang auch selbst Fußball gespielt, da war das einfach eben so klar ÿousand man will irgendwo die sportliche Herausforderung haben und es macht auch irgendwo Spaß oder geht halt vielleicht einfach die Allgemeinheit irgendwo verloren und da hat jemand keine Lust mehr im Sportverein dabei zu sein, weil sie eben nur die Besten schaffen und viele verlieren dann die Lust einfach auch am Sport und Bewegung.SPK_2Da gibt es Gott sei Dank jetzt auch Konzepte an Sportvereinen, als wenn Leute vor allem die sind überraschenderweise meistens Sportwissenschaftler, Sportwissenschaftler, die dann beispielsweise als Geschäftsführende im Verein tätig sind, die dann sagen okay, wir können Fußball beispielsweise nutzen als ein Zusammenspiel für wie der Walking Fußball, als Walking Fußball erfunden wurde für Menschen in einem höheren Alter, vielleicht mit mit bestimmten chronisch degenerativen Erkrankungen oder wir inszenieren einfach andere bewegte Gemeinschaftsaktivitäten zweitausendein und so weiter. Aber da muss man natürlich über die klassischen Sportarten hinausdenken.SPK_1Absolut. Und wir haben jetzt viel von Integration geredet, auch wie der Sport eben körperlich und mental helfen kann.SPK_1Mir wäre es aber wichtig, genau diese Frage zu stellen. Also inwiefern hat Sport denn auch eine gesellschaftliche Verantwortung, vor allem für diese Werte wie Fairness und Respekt auch zu fördern?SPK_2Ja, ich glaube, es gibt gar nicht viele Gesellschaftsbereiche, in denen Fairness und Respekt im Tun, im Spiel gelernt werden können. Und der Sport ist eigentlich fast der einzige Bereich.SPK_2Und im Sport ist es schon so und deswegen ist auch schade, dass das Spiel auf der Straße verloren gegangen ist, denn ein Spiel auf der Straße, wenn sie anfangen Fußball zu spielen oder ein anderes Spiel auf der Straße spielen, sind ja in der Regel immer Bewegungsspiele, dann müssen sie natürlich, dann lernt sie automatisch, sie müssen mit anderen interagieren. Wenn sie nicht mit anderen interagieren, wenn sie z.B.SPK_2nicht umgehen können damit, dass da das man verlieren kann, beispielsweise, und dann einfach das runterschlucken und dann weitermachen, dann spielen sie das nächste mal halt mit niemand mehr. Deswegen werden sie sich halt zweimal überlegen, ob sie das jetzt nicht machen, ob sie das ignorieren.SPK_2Zweitausendein. Und das ist ein ganz einfacher Punkt, wenn sie merken, andere wissen mehr, beispielsweise, die ihnen was beibringen, dann lernen sie im Sport, dass sie denen zuhören, weil sie, wenn sie denen nicht zuhören, dann lernen sie es nicht.SPK_2Das lernen sie relativ schnell, dass es Menschen gibt, die Sachen einfach besser können und ihnen zeigen können, dass sie auch in diese Richtung gehen. Und das ist quasi auch so eine fundamentale Art von Respekt.SPK_2Zweitausendein. Sie lernen im Sport, dass es Sinn macht, sogenannte assoziierende Handlungen auch neben den konkurrierenden Handlungen auszuüben.SPK_2Das heißt, immer die Hand zu geben, gerade wenn es keinen Schiedsrichter oder sowas gibt, wenn man weiß, das sind quasi alles Zeichen, ich will dir nichts Böses, ich will zwar gewinnen, aber dir persönlich will ich nichts Böses. Und das sind alles Dinge, die man im Sport, im Karten Mannschaftssport lernen kann, die man aber dann, wenn es nicht mehr auf der Straße passiert, nicht mehr automatisch lernt.SPK_2Das heißt, Schulen müssten das letztendlich versuchen zu Sorry, mein Handy hat gerade geklingelt. Schulen müssten versuchen, das zu realisieren als das wäre eine Sache Welt.SPK_2Schulen sind ein im Grunde die Organisation, die alle Menschen zweitausendein erreichen. Das heißt, weil es eben kein normales, keine normale Erscheinung mehr ist, dass jeder das lernt in seiner Alltagswelt.SPK_1Ja, ja, Sport ist auch so ein eigener Raum und trotzdem aber zieht man eben Werte und Handlungen aus dem Sportbereich in das, in andere Lebensbereiche über. Wie sie gemeint haben auch ich habe den Lehrer hier und ich habe auch Respekt vor dem Lehrer, aber ich kann ihn auch fragen, weil ich weiß, er hat Ahnung und er kann mir helfen.SPK_1Als einfaches Beispiel, das, was sie gesagt haben, einfach auch Sport auf andere Werte und im Leben zu übertragen, auf andere Bereiche. Und ich glaube, das haben wir, glaube ich, ganz gut schön zusammengefasst.SPK_1Wir kommen auch jetzt zum Ende. Schönes Gespräch, vielen Dank.SPK_1Über den Sport allgemein, über, ja, vielleicht auch sozial und gesundheitswissenschaftliche Fragen, die mich vor allem auch interessieren. Schön, dass wir darüber gesprochen haben, dass sie da waren.SPK_1Zum Ende das LinkedIn Profil sowie auch der Wikipedia Eintrag. Alles weitere von Herrn Thiel ist in den Shownotes verlinkt.SPK_1Könnt ihr gerne reinschauen, wenn ihr noch mal mehr von ihm erfahren wollt. Und an der Stelle danke nochmal für ihre Zeit und ihre Offenheit zu diesen Themen.SPK_1Sie dürfen jetzt zum Abschluss auch eine Tradition hier in dem Podcast auch gerne ein paar motivierende Ÿousand Abschlussworte an die Zuhörer in Bezug vielleicht auf den Wert von Bewegung und auch Gemeinschaft in der heutigen Gesellschaft zu richten.SPK_2Ja, ich kann nur noch mal sagen, ich bin froh, dass ich Sportwissenschaft studiert habe und mich mit dem Thema auseinandersetze und bin sehr froh, dass ich eine sportwissenschaftliche Einrichtung dieser Größe leiten darf. Denn meines Erachtens sind Sport und Bewegung extrem wichtige Mittel, um gesellschaftliche Herausforderungen, denen wir heute massenhaft gegenüberstehen, angefangen vom Klimawandel über die demografische Halterung, über das Problem von der Notwendigkeit von Integration von Menschen, die zugewandert sind, bis hin zur Digitalisierung und ihrer Folgen, diese gesellschaftlichen Probleme zu lösen oder zu bewältigen, zumindest zu einem bestimmten Teil.SPK_2Da braucht man den Sport und die Bewegung, denn das sind Mittel, die Gesundheitsforderung, Forderung von Integration, wie ich es gesagt habe, das Körper spüren, sich selber spüren, letztendlich dann mit anderen in Kontakt zu kommen, aber auch z.B. menschen körperlich fitter zu machen, damit sie eben auch beispielsweise eine, wenn es heiße Sommer gibt oder so, das dann eher überstehen und so weiter.SPK_2Sie heißt, Der Sport hat ganz viele Funktionen und kann ganz viele Leistungen für die Gesellschaft erbringen. Und deswegen kann ich nur die Politik eigentlich auffordern, dem Sport und zwar nicht nur dem Leistungssport und dem Wettkampfsport auf dem Spitzenbereich Aufmerksamkeit zu bieten, in Sorten vor allem wieder mehr dem Breitensport und allen, die Sportwissenschaft studieren können, nur sagen, ist ein super tolles Studium, seien sie froh, dass sie es machen.SPK_2Und meines Erachtens braucht man uns Sportwissenschafterinnen und Sportwissenschaftler in der Zukunft mehr denn je, denn viele Berufe werden ihre Bedeutung verlieren, vielleicht sogar gar nicht mehr existieren aufgrund von Veränderungen im Bereich der KI. Aber gerade die KI löst das Problem der körperlichen Begegnung, das Problem, gemeinsam miteinander in der Realwelt zu interagieren oder die Verbesserung meines körperlichen Zustandes mich fitter zu machen, eben nicht, sondern da brauchen wir noch was anderes und das ist eben Sport und bewegen.SPK_2Also wir werden wichtiger denn je und uns braucht man.SPK_1Sehr schön, das war ein schönes Schlusswort. Da kann ich mich nur anschließen an dieser Stelle.SPK_1Danke für an alle fürs zweitausendeinundzwanzig, fürs zuhören. Wir beide freuen uns natürlich über persönliche Rückmeldungen zu dieser Folge oder auch zu anderen Episoden dieses Podcasts.SPK_1Und zu guter Letzt, habt eine gute Zeit. Wir hören uns.